Juli 5, 2022

Wenn Begeisterung ansteckend ist

Wenn Training sich wie ein Radrennen anfühlt und Begeisterung ansteckt – dann ist es das Pushbikers Trainingscamp am Gardasee! Für die Saison 2022 wurden hier die letzten Weichen gestellt – auf dem Rad, im Gespräch, mit einem Löwen im Training und Mario Cipollini auf Kurzbesuch.

Trainingslager am Gardasee
zu Saisonbeginn

„Das Spiel ist beendet – das Gefühl bleibt.“ So lautete eines der Ergebnisse, die wir aus unserem Winter Camp mitgenommen haben. Einen Monat später trafen sich alle Pushbikers wieder – diesmal mit ihren Wiawis Rädern, diesmal in italienischen Gefilden, und mit einem klaren Fokus: die gewonnene Gemeinschaft auf das Rad mitzunehmen.

Rennfahrer wollen: Rennen fahren. Sich messen, die eigenen Grenzen herausfordern, Adrenalin spüren und dabei nicht zuletzt – trotz aller Strapazen und Anstrengung – sich selbst auf dem Rad erleben.

Warum ein Trainingslager und warum in Italien?

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Der Winter bei uns ist lang. Und auch wenn Wintersportarten wie Langlaufen und Co nicht nur viel Freude bereiten, sondern auch als Alternativ-Training in den kalten Monaten ihre Berechtigung haben, kommt doch der Wunsch und auch die Notwendigkeit, Kilometer auf dem Rad zu sammeln und mit konkreteren Vorbereitungen für die Rennsaison zu beginnen. Im Süden lässt sich das bei milderen Temperaturen und mehr Sonne schon sehr viel einfacher umsetzen. So stand bei vielen unserer Pushbikers schon nach dem gemeinsamen Winter Camp im Chiemgau fest, dass sie für ein bis zwei Wochen in den Süden flüchten – zum Beispiel nach Gran Canaria oder Girona.

Am Gardasee gab es nun im Februar optimale Bedingungen, um gemeinsame Trainingseinheiten zu fahren, weiter am Team Spirit zu arbeiten, ein bisschen „dolce vita“ in der Luft zu schnuppern und auch die Räder einem Fine Tuning zu unterziehen.

„Das Wetter war ein Traum: Sonne und dabei der Blick auf Schneeberge. Da stellte sich gleich der Wow-Effekt ein. Es kann nur ein schöner Tag werden!“

(Gunther)

Material Check. Und Reality Check

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Unsere Mechaniker haben mit den Fahrern viel an der Sitzposition gearbeitet. In kleinen Schritten lässt sich die Sitzposition über Tage verändern. Das hat viel mit Gefühl zu tun und nicht rein mit Daten oder strikten Formeln. Das Credo lautet: man versucht die Sprinter aerodynamisch und in eine tiefe Position zu setzen. Beispielsweise mit langen Vorbau, schmalen Lenker, starke Überhöhung des Sattels zum Lenker. Gerne fahren die Sprinter auch den Rahmen eine Nummer kleiner. Bei den Bergfahrern wird geschaut, dass sie aufrechter sitzen, um möglichst lange ökonomisch treten können und mehr Luft zu bekommen. Da kann der Rahmen auch eher größer gefahren werden und der Vorbau kürzer. Das Gewicht muss jedoch mindestens 6,8 kg betragen. Die Sprinter fahren gerne das Wiawis Aerobike (Waws -G Disc ), die Bergfahrer das Wiawis Radical.

Und auch das gehört zu einem Trainingslager zu Saisonbeginn: Defekte simulieren. So „trainieren“ auch die Mechaniker und Sportlichen Leiter ihre bevorstehenden Einsätze.

„Teilweise kommen die Fahrer eine Stunde vor dem Training schon, um ihr Rad abzustimmen und nach dem Training nochmal zum feintunen. Gelernt habe ich am Gardasee, dass die Kommunikation mit unseren Pushbikers enorm wichtig ist. Zwar sind wir als Mechaniker in erster Linie für die Räder verantwortlich, aber auch für alles andere, denn nur so funktioniert ein Team.“

(Frank)

Abläufe trainieren. Und einen Löwen dabei haben

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Vorab lässt sich feststellen: Auch wenn die Pushbikers kein reines Development Team sind, so haben wir viele junge Fahrer in unseren Reihen. Zudem gibt es von Jahr zu Jahr Änderungen im Kader. 2022 starten wir mit einer Mannschaft, die zum Großteil neu zusammengesetzt wurde. Da ist es enorm wichtig, Abläufe auf dem Rad zu trainieren und auch die jeweiligen Rollen im Rennen zu studieren. Kilometer sammeln ist eine wichtige Grundlage, entscheidend ist aber auch, mit allen Fahrern an der Technik zu arbeiten.

Die Trianingsmodalitäten gestalten sich über fünf Tage jeweils unterschiedlich. Mal geht es um Grundlage und längere Fahrzeit, dann wiederum um das Trainieren der Verfolgung, Lead-Out und Sprint Training oder auch Fahrtechniken am Berg. Schon während des Trainings sprechen die Fahrer miteinander darüber, was gut läuft, und geben sich Ratschläge oder gar Anweisungen, wenn Taktiken nicht gut umgesetzt wurden. Erfahrungsträger im Team sind eine deutliche Bereicherung für alle – und so kann man sagen, dass Filippo der „Löwe“ ist, der dem Trainingslager seinen Stempel aufdrückt.

„Es hat richtig gefunzt“, so das Feedback der Sportlichen Leitung. Wenn Training Begeisterung auslöst, dann ist es wie Rennen fahren. Dann versucht jeder, den anderen zu übersprinten. Dann spürt man Begeisterung, die ansteckend ist.

Selbst wenn man im Auto hinter den Fahrern herfährt, weiss man anhand der Körpersprache und den Gesichtern, ob eine Einheit gut läuft oder nicht, ob Harmonie besteht oder die Gruppe auseinander fällt. Zusätzlich führen die beiden Sportlichen Leiter Rupert und Gunther weitere Einzel- und auch Gruppengespräche durch. Dabei geht es um Disziplin, Konfliktmanagement, Kommunikation, aber auch darum, herauszufinden, welche Fahrer welche Anforderungen mitbringen.

„Ich habe Vertrauen in die Burschen“

(Gunther)

„Wenn im Training am Berg auf einmal ein Rennen entsteht: Wir wurden immer schneller und keiner wollte zurück stecken. Kurz vor dem Ende hat Paul eine Attacke gesetzt, die seines gleichen gesucht hat. Damit hat er einige von uns zerstört. Leider nach 350 Metern an der Spitze auch sich selbst…“

(Philip)

Fazit: „Wir sind ja irgendwie doch alle Rennfahrer und gewinnen ist auch schön“

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An den Abenden gab es auch mal ein Bier in großer Runde und es wurde viel gesprochen und gelacht. Vielleicht hatte der eine oder andere auch ein Bier zu viel, aber für den Moment war das super. Liam hat seine Teamkollegen in den italienischen Lebensstil eingeführt und erklärt wie man den Haken auswirft und Steine im See verteilt – wer das verstehen möchte, muss sich an die Fahrer direkt wenden für Erklärungen. Ein Highlight noch am vorletzten Tag: ein kurzer Besuch von Steffen Görigs Freund Mario Cipollini, der einige von uns kurzzeitig in eine Art „Andachts-Starre“ versetzte.

Verfolgung, Sprint, Cappuccino Ausfahrt, Fotoshooting, Abendgestaltung und und und … Aus „80% fahren“ konnte auch mal 120 % werden, um es in den Worten der Fahrer auszudrücken (Zitat: „da wir ja irgendwie doch alle Rennfahrer sind und gewinnen auch ganz schön ist“). Vielleicht sollten wir in Zukunft gleich noch eine Woche dran hängen, denn eines ist klar: es war eine richtig gute Zeit! Und nun heisst es für unsere Fahrer: auch im Rennen die Abläufe einsetzen, die trainiert wurden – und dabei diese ansteckende Begeisterung weiterleben!

„Für mich war es das beste Trainingslager, das ich je erlebt habe. Quasi eine neue Messlatte – dank einer tollen Truppe aus Athleten und einem Betreuerteam, das sich mit viel viel Motivation für das Projekt Pushbikers engagiert“

(Rupert)

Credits

Photo

— Urs Golling
Photographer

Unterbringung

— Parc Hotel
Peschiera del Garda

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