6 Stunden 48 Minuten und 56 Sekunden. Dann hatte er es geschafft: Daniel Federspiel gewinnt den 44. Ötztaler Radmarathon und schreibt damit nicht nur für sich, sondern auch für die Pushbikers Geschichte.
227 Kilometer und 5.500 Höhenmeter. Am Timmelsjoch, 32 km vor dem Ziel, holt Daniel den Vorjahressieger und Führenden Jack Burke ein und geht gleich vorbei. Im Live Stream hören wir die Stimme von Anton Palzer: „Ich leg mich fest. Jetzt haben wir den Sieger des 2025er Ötztalers.“
Knapp 20.000 Kilometer hat er trainiert, 800 Trainingsstunden investiert. „Ich würd sagen, wir sind ready“, so Daniel vor dem entscheidenden Wochenende. Und dann folgt das unverwechselbare Federspiel-Lachen, das wir auch um 6 Uhr früh an der Startlinie auf seinem Gesicht sehen. Er ist locker, gut vorbereitet, fokussiert. Ausgestattet mit einem extra leichten Argon 18 Sum Pro Rad – 6,45 Kilogramm nur für Daniel und seine Performance beim Ötztaler Radmarathon.
An seiner Seite: 35 Athlet*innen der Pushbikers Community, die seinen Traum teilen. Vielleicht nicht ganz den Sieg, wohl aber: vier Alpenpässe an diesem Tag in einer Runde zu bezwingen. Um 6:30 Uhr ist es so weit – der Start bei 7 Grad Celsius Temperatur.
Um 8:10 ist der erste Berg geschafft. Pushbiker Federspiel hat auf den letzten Kilometern des Kühtais das Tempo angezogen und dafür gesorgt, dass der Rückstand des 15-köpfigen Verfolgerfeldes auf die zwei Aussreißer vorne schmilzt. Am Brenner verbleibt er mit allen Favoriten um Vorjahressieger Jack Burke, Johnny Hoogerland und Alban Lakata im Verfolgerfeld. Am Jaufenpass attackiert Burke und setzt sich an die Spitze. Noch 77 km bis zum Ziel.
Um 10:40 titelt Eurosport: „Federspiel dreht auf“. 44 km vor dem Ziel entscheidend sich das Rennen hinter Jack Burke: Daniel schafft den Anschluss an die dreiköpfige Verfolgergruppe – und attackiert gleich weiter. Mit hohem Tempo fährt er – auf Platz zwei liegend – das Timmelsjoch hoch. Stück für Stück kommt er näher an Jack Burke heran. Sieben Kilometer vor dem höchsten Punkt des Timmelsjochs liegt Daniel nur noch eine Minute hinter ihm. Um 12:25 Uhr die Sensation: Daniel holt den Führenden ein und zieht vorbei. Er schaut sich mehrmals um, scheint nicht glauben zu können, dass Burke ihm nicht folgen kann.
Zu diesem Zeitpunkt überschlagen sich die Nachrichten in der Pushbikers Whats App Gruppe – und nicht nur Kommentator Toni Palzer, sondern auch wir wissen: er wird es schaffen. Ein Pushbikers Sieg beim Ötztaler steht bevor.
Er war 19 Jahre auf dem MTB unterwegs, vier Jahre als Straßenprofi, seit diesem Jahr mit den Pushbikers vor allem auf dem Gravel-Bike. Es ist neben seinen beiden MTB-Eliminator-Weltmeistertitels die Krönung für Daniel.
Auf den letzten Kilometern baute Daniel seinen Vorsprung kontinuierlich aus, bevor er um 13:20 Uhr die Ziellinie vor lärmender Geräuschkulisse überfuhr. Jubelnd, aber auch sichtlich gerührt sahen wir ihn in diesem Moment. Einige Minuten später resümiert er am Mikrofon: „Am Jaufenpass fuhr ich mein Tempo. Das war vielleicht ganz gut so, denn am Timmelsjoch konnte ich richtig durchziehen.“ Es ist einer der größten Rennerfolge in der Pushbikers Geschichte – mit ganz viel Herz, Schmerz und enormer Willenskraft.
Und noch ein Pushbiker fühlte sich an diesem Tag wie ein Sieger. Im letzten Jahr hat die Pushbikers Community um sein Eintreffen vor dem Besenwagen gebangt. In der Dunkelheit erreichte Georg Bauer damals nach über 13 Stunden doch das Ziel. Am gestrigen Sonntag fuhr er seine neue Top-Zeit ein: 11 Stunden und 20 Minuten.
Photos — by Paul Bohnert