Ein Schlüsselmoment.
227 Kilometer und 5.500 Höhenmeter. Am Timmelsjoch, 32 km vor dem Ziel, holt Daniel den Vorjahressieger und Führenden Jack Burke ein und geht gleich vorbei. Im Live Stream hören wir die Stimme von Anton Palzer: „Ich leg mich fest. Jetzt haben wir den Sieger des 2025er Ötztalers.“
Sarahs letztes Rennen der Gravel World Series war Ende August und so fiel es ihr schwer, vorab einzuschätzen: wie gut wird mein Körper „funktionieren“? „Normalerweise kommt Routine durch viele Rennen, aber ich konnte mich sehr gut fokussieren vor Rennbeginn“, resümiert Sarah. Die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft – für sie ein Kindheitstraum, etwas ganz Großes. „Der Start war aufregend! Ich konnte mich gut positionieren und diese Position auch in Abfahrten gut halten. Die erste Gruppe habe ich leider aufgrund eines Sturzes vor uns verloren. Danach war ich in einer großen Gruppe, die sehr gut funktioniert hat, von der ich auf der letzten Runde (ca 25km vor Ziel) leider reißen lassen, weil meine Beine einfach leer waren.“ Am Ende fuhr Sarah als 37. von über 90 Starterinnen in der Altersklasse 19 – 34 über die Ziellinie. „Die Stimmung, die Menschen an der Strecke, das sind ganz besondere Eindrücke, die man so nur ganz selten erleben darf.“
Aufgrund seiner guten Ergebnisse bei den vorangegangenen Rennen der UCI World Gravel Series, darunter Platz 5 beim Monaco Gravel, hätte Daniel bei dieser Weltmeisterschaft aus einer vorderen Reihe hinaus starten sollen. Statt nach Weltrangliste zu starten, musste Daniel jedoch wegen eines Missgeschicks bei der Meldung durch den nationalen Verband aus der hintersten Reihe starten. Keine leichte Aufgabe also für den Bürgermeister von Tirol, der sich vor Rennbeginn die Frage stellte: Pokern oder von Anfang an Vollgas? Er hatte die Strecke vorab abgefahren, und wusste, dass die 181 Kilometer und 1.500 Höhenmeter traumhaft sind. In den ersten 12 Kilometern konnte Federspiel mehr als 200 Fahrer überholen und befand sich auf Platz 60, in der ersten Gruppe! „Das war unglaublich. Ich war wieder relaxed und dachte mir: Das kann heute richtig was werden.“
Doch auf dem technisch anspruchsvollen Kurs verlor Daniel zwei Mal die Kette. Dies bedeutete konkret: absteigen, Kette auflegen, während auf einem solch schmalen Kurs viele Elitefahrer vorbeifahren. Das Rennen fortzuführen und seine Ambitionen auf eine Platzierung in den Top 10 voranzutreiben, machte unter diesen Umständen keinen Sinn mehr. „Ein DNF bei einer Weltmeisterschaft tut weh“, so die Reaktion danach. „Meine Liebe für diesen Sport ist grenzenlos. Wir sind noch lange nicht am Ende. Wir machen weiter – und werden sehen, was 2026 bringt.“
„Die Emotionen im Ziel waren groß. Aber der wirklich emotionalste Moment war kurz vor dem letzten steilen Anstieg. Ich war mit einer Spanierin in der Gruppe und sie hatte dieses unglaubliche Strahlen im Gesicht. Wir haben kurz geredet, für sie war die WM genauso besonders wie für mich und sie hat immer nur gesagt wir müssen das hier genießen, auch als wir in Berg gefahren sind. Das war nicht mehr weit vom Ziel. Ich hab darüber nachgedacht, wie es sich gleich anfühlen wird, die letzten Kilometer zum Ziel zu fahren, und so hab ich es geschafft. Da hatte ich wirklich das Gefühl, das ist mein Moment. Die letzte Abfahrt, der letzte Kilometer…“
(Sarah)
Photos — by Paul Bohnert